Vor ein paar Jahren fing ich mit einer Unternehmung an, alleine die ehemalige Bernsteinstraße zu Fuß zu durchstreifen. Auf Grund einer wissenschaftlichen Publikation und einer drin gefundenen Landkarte bearbeitete ich und durchmarschierte eine Strecke aus Prag nach der Ostseeküste und eine Strecke Fluss Moldau entlang, wieder aus der Tschechischen Hauptstadt, jedoch nach Linz, in Oberösterreich. Und durch das Gebiet Österreich und Italien nach Aquileia zu bekommen. Das ist eine der Abzweigungen der ehemaligen Bernsteinstraße, die aus Aquileia an der Adria nach Norden Europas führt, und zwar nach der bernsteinreichen Ostseeküste: Danziger Bucht und Samland. Auskunft darüber finden Sie in der Polnischen, Deutschen und Italienischen Sprache auf der Seite: http://www.bursztynowyszlak.pl.html

niedziela, 15 września 2013

Enns

Wo diese Route unter dem Ennser Georgenberg vorbeiführt, am Schnittpunkt wichtiger Verkehrswege, entsteht schon im frühen ersten Jahrhundert nach Christi Geburt eine kleine Siedlung, die den keltischen Namen Lauriacum* annimmt. Sie beherbergt eine Händlerniederlassung und vielleicht einen kleinen Militärposten. Nach den kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Markomannen wurde um 190 n. Chr. die legio II Italica vom nahen Albing nach Enns verlegt, und baut etwas nördlich der bereits bestehenden zivilen Siedlung ein neues Lager. Lauriacum wurde der wichtigste römische Militärstützpunkt zwischen Regensburg/Castra Regina und Wien/Vindobona. Mit umfangreicher militärischer und ziviler Infrastruktur ausgestattet war Lauriacum Sitz des Legionskommandanten und ein wichtiges Verwaltungszentrum der Provinz Noricum.
In den antiken Straßenverzeichnissen war Lauriacum (verschrieben als Blaboriciaco) Endpunkt der Straße von Aquileia über die Alpen, die hier in die Limesstraße mündete. Auf den Straßen bewegten sich Truppen, Nachrichtendienste und Nachschubtransporte. Das ausgebaute Straßennetz ermöglichte den Austausch von vielfältigsten Kulturtraditionen, aber auch von Luxusgütern.
*Lauriacum - der Name deutet auf eine keltische Siedlung im Umfeld von Enns, die jedoch nicht lokalisiert werden konnte. Auch der Name des Flusses Enns ("Anisus") geht auf Keltischen Ursprung zurück.

Umriss des Gebäudes des Legionslagers in Albing, auf Google Maps.
Aus nicht näher bekannten Gründen, vielleicht wegen unvermutet heftiger Donauüberschwemungen, wird das Albinger Lager aufgegeben. Die Legion verlegt auf das westliche Ennsufer.

Mauerreste ein römisches Haus (2. - 3. Jh) neben Basilika St. Laurenz. In der Unterkirche der Basilika haben sich bauliche Überreste aus der Römerzeit erhalten, die in Führungen zugänglich sind.Vitrinen zeigen Funde und geben Informationen über die Forschungsgeschichte.

Heutigen Stadt Enns, vielleicht sind in antiken Lauriacum ähnliche Exemplare wuchsen.
In den canabae legionis (eine lockere Siedlung), den Lagervorstädten, lebten Händler und Handwerker in beheizten Fachwerkbauten. An den Straßen lagen die Verkaufsstände und Wohnräume, dahinter überdachte Werkstätten. Von gehobenem Tafelluxus zeugt ein Silberschatz von 8 Gefäßen und einem Spiegel.
Gleichzeitig mit dem Lagerbau entsteht westlich von diesem eine große Zivilsiedlung. Die Grundrisse der Gebäude mit Innenhöfen und Säulengängen in einem rechtwinkeligen Straßennetz erinnerten die Ausgräber an die Bauweise italischer Städte und ließen sie von einer "Zivilstadt" sprechen. Wohlhabende Bürger lebten in großzügig angelegten Quartieren (insulae), deren Wohnräume mit Wand- und Bodenheizung, Fresken und privaten Bädern ausgestattet waren. Die römische Zivilstadt Lauriacum, erhielt bereits im Jahre 212 das Stadtrecht.
Ein Handwerkerviertel von über 100 Werkstätten mit qualmenden Öfen lag hinter einer Mauer, die die Brandgefahr eindämmen sollte. In Töpfereien wurde Keramikgeschirr erzeugt, in Schmieden Metalle geschmolzen, gegossen und bearbeitet.
Die Zivilstadt Lauriacum wächst trotz verschiedener Zerstörungen während des dritten Jahrhunderts zu einer blühenden "Großstadt" an der norischen Donaugrenze und wird zum zeitweiligen Amtssitz des Statthalters von Noricum.
Ein Handelshaus aus Aquileia, das Salz, Eisen und Edelmetalle aus Noricum exportierte, siedelte sich in Lauriacum an.

Museum Lauriacum - Museum der Stadt Enns
Das Museum ist im Alten Rathaus mit barocker Fassade untergebracht. Eine der umfangreichsten archäologischen Sammlungen zur Römerzeit in Österreich wird in mehreren Schauräumen gezeigt, beginnend mit den Funden aus dem Legionslager.

Vergrößerte Kopie einer Seite der Notitia Dignitatum. In der 2 Reihe links außen der Schild und Einheitsbezeichnungen der Lanciarii Lauriacenses.
Die Soldaten der Legion sind mit Aufgaben des Grenzschutzes betraut, aber ihre Unteroffiziere und Bürochargen sitzen in den verschiedenen Ämtern der Provinzverwaltung. Bautrupps der Legion arbeiten an militärischen und anderen öffentlichen Bauten, bauen Straßen und betreiben Ziegeleien. Das Militär betrieb eigene Ziegeleien, deren Produkte mit dem Stempel der jeweiligen Einheit markiert wurden. Ziegelstempel sind daher wichtige Quellen zur Truppengeschichte der Provinzen.
In den unsicheren Zeiten der Völkerwanderung verringert sich der Mannschaftsstand der Legion. Die Bevölkerung drängt aus der unbefestigten Stadt hinter die sicheren Lagermauern hinein, und so wandelt sich das Legionslager langsam zur Zivilstadt.

Terra Sigillata Gefäße, 2./3. Jh.
Neben einer einfachen, glattwandig-unverzierten Ware wurden auf die mannigfaltigste Weise verzierte Terra Sigillata Gefäße hergestellt. Frühe Sigillaten wurden mit kleinen aufgarnierten Appliken oder in Barbotinetechnik geschmückt, andere mit horizontalen Rädchenabrollungen oder Ratterdekor. Die jüngeren großen Reliefschüsseln sind mit Hilfe von Formschüsseln gefertigt worden, in die der Reliefschmuck mit Stempeln eingeprägt war. Töpferwerkstatt und Töpfer zeichneten ihre Waren mit Firmen- und Namensstempeln, die Formschüsselkünstler ritzten ihre Namenszüge in die Formschüssel selbst.
Nachdem im 3. Jh. n. Chr. die Töpfereien im benachbarten Rätien aufgehört hatten zu produzieren, versiegte der Terra Sigillata Import nach Lariacum. Es floss nur noch ein schwacher Warenstrom an terra Sigillata aus Nordafrika über die Alpen, der mit wenigen Produkten auch Lauriacum erreichte.

Modell einer Boden- Wandheizung, darüber Ziegeldach
Die meisten Hausdächer in Lauriacum der mittleren und späten Kaiserzeit waren mit Ziegeln gedeckt. Zu einer römischen Ziegeldeckung gehörten zwei Ziegelarten: die Leistenplattenziegel (Tegula) und der Kappenziegel (Imbrex). Daneben aber kam sicher auch Stroh- und Schilfdeckung vor und die Schindeldeckung ist durch ein Schindelmesser bezeugt. Der Schindelerzeuger hieß Scandularius.
Zu eiger gut funktionierenden Unterflurheizung, Hypokaustum, gehörte der über Ziegel- oder Steinsäulen hohl gelegte Fußboden. Die einzelnen Pfeiler der Suspensur wurden mit Gurtbögen aus Keilziegeln oder großen Plattenziegeln überspannt. Die von der Heizkammer, Praefurnium, unter den Fußboden in die Suspensur strömenden heißen Heizgase wurden durch Hohlziegel, Tubuli, in einzelnen Schläuchen oder wandbreit zu den Kammern und über Dach ins Freie geleitet.

Dachschmuck:

Kaminaufsatz, 3. Jh.,

Firstziegel mit Maskengesicht, 3. Jh.

von Text:
Museum Lauriacum
und
Der Donaulimes in Österreich
Das römische Legionslager ENNS – LAURIACUM
www.limes-oesterreich.at

Brak komentarzy:

Prześlij komentarz