Die umfangreiche Verteidigungslinie der Römer gegen die germanischen Völker war der Limes. Der Limes bestand hauptsächlich aus einem Erdwall, der mit Holzpalisaden sowie Wachtürmen verstärkt wurde. Zusätzlich trennte die Donau als "nasse Grenze" das Römische Reich vom Norden. Die Donaugrenze wurde zusätzlich durch Truppenlager geschützt. Eines dieser Lager, die man Castellum nannte, war Favianis - das heutige Mautern an der Donau.
Zunächst in Holz-Erde-Bauweise errichtet, zeigt das Steinkastell mehrere Umbauphasen im 2./3. Jahrhundert, die von der 1000 Mann starken cohors I Aelia Brittonum vorgenommen wurden. Ab 300 n. Chr. bewachte eine Teileinheit legio I Noricorum diesen Donauabschnitt. Teile der 1000 Mann starken Truppe beschäftigten sich mit Bauaufgaben, u.a. der Herstellung von gestempelten Ziegeln.
Das Kastell war in nordsüdlicher Richtung etwa 150 Meter breit und von Osten nach Westen etwa 200 Meter lang. Auf einer Fläche, die heute etwa zehn Fußballfeldern entsprechen würde, hatten 1000 Soldaten Platz. Um das Kastell entstanden Zivilsiedlungen. Dort lebten die Angehörigen der Soldaten, aber auch Nahversorger, Händler und Handwerker, die Dinge des täglichen Bedarfs herstellten. Mehrere tausend Menschen lebten somit im antiken Favianis. Im Vergleich dazu: Das heutige Mautern hat auf einer wesentlich größeren Grundfläche über 3000 Einwohner.
Die Nordfront des Lagers befand sich vermutlich zwischen der Donau und den so genannten Hufeisenturm, Die Südfront lag zwischen Frauenhofgasse und Alte Friedhofstraße. Die Heute noch teilweise erhaltene Kastellmauer schloss das Kastell im Westen ab.
Das Kastell, in dem in der Spätantike Teile der legio I Noricorum und der Präfekt der norischen Donauflotte stationiert waren, erhielt eine neue Befestigung mit fächerförmigen Ecktürmen und erweiterte die Armee das Lager nach Norden. In der Spätantike war die Donau der wichtigste, geschützte Handelsweg, auf dem Getreide und Baumaterial, aber auch Luxuskeramik und Gläser z.B. aus Pannonien transportiert wurden.
Fotos: spätantiker Fächerturm, nach seinem fächerförmigen Grundriss benannte Turm.
Ab der Mitte des 4. Jahrhunderts das Kastell und seine Befestigungen boten Schutz, nicht nur für die militärischer Einheiten sondern auch für die Zivilbevölkerung. Haarnadeln und Kämme, wie sie Archäologen im Innenbereich fanden, beweisen, dass Frauen sich auch innerhalb der Kastellmauern aufhielten, sobald Gefahr drohte. Die Gefahr eines Überfalls war besonders groß in Erntezeiten, wenn alle Hände, auch jene der Soldaten, zum Einbringen der Feldfrüchte gebraucht wurden, und die meist reiche und sichere Beute Feinde anlockte.
Im Hufeisenturm war eine römische Wachmannschaft stationert, die den Zugang zum Turm und in das Kastell sicherte, aber auch das Herannahen von Feinden melden sollte. Das Mauerwerk war bis zu 2,5 Meter stark. Rechteckige Nischen im Mauerwerk erlaubten den Wachtposten, den Turm zu verteidigen und ander Mauer aus geschützter Stellung heraus zu kämpfen. Auch so genannte Spitzgräben, umgaben den Turm und Schützten das Lager vor Eindringlingen. Der nach seiner Form benannte Hufeisenturm diente der Verteidigung, war aber auch Toranlage. Er war größer als vergleichbare Türme der Spätantike. Über eine Innentreppe gelangte man zu einer so genannten Schlupfpforte, eine enge niedrige Öffnung, durch die man gerade durchschlüpfen konnte.
Das Mauerwerk ist noch bis zum dritten Geschoss erhalten. An den Balkenlöchern kann man heute die Höhe der Geschosse erkennen, die oberen Fensteröffnungen an der Westseite sind in ursprünglicher Form erhalten. An den Mauerflächen lässt sich zum Teil noch die Technik des römischen Gussmauerwerks erkennen. Der massive, sogenannte "Römerturm" wurde nicht an die Mauer angesetzt, sondern in diese integriert. Daher musste das Turmfundament über die eigentliche Mauerstärke hinaus verbreitert werden.
Die aus Römerzeit stammende Mauer an der Westseite des ehemaligen Kastells ist die größte, die sich nördlich der Alpen erhalten hat. Sie ist zugleich eines der imposantesten römischen Baudenkmäler Österreichs. Zum Bau wurden wahrscheinlich Steine und Material aus nahe gelegenen Steinbrüchen verwendet. Eine einwandfreie Datierung der Mauer ist jedoch nicht möglich, da das gleiche Material später für Erweiterungen und Ausbesserungen verwendet wurde. Im mehreren Bauphasen wurde das Mauerwerk auf eine Höhe von mehreren Metern hochgezogen. Das ist an den Balkenlöchern erkennbar, die für den Aufbau benötigt wurden.
Römerhalle, von der Donauseite
von Text:
Der Donaulimes in Österreich
Das römische Kastell MAUTERN – FAVIANIS
www.limes-oesterreich.at
und
Stadtgemeinde Mautern
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